Sehnsucht Nordlicht

Dr. Martina Melzer, veröffentlicht: 24.09.2022

 

English Version

 

Ich gebe zu: Ich bin süchtig nach Nordlichtern. Mein erstes Polarlicht habe ich vor vielen Jahren in Alaska gesehen. Es war ein schlichter grüner Bogen, bewegte sich kaum, aber ich war so fasziniert, dass ich vergaß, zu fotografieren.

Obwohl ich inzwischen viele Male die Aurora borealis, wie Nordlichter in der Fachsprache heißen, erleben durfte, verschlägt es mir immer wieder den Atem. Viele kalte Stunden und Nächte verbrachten mein Partner und ich im Auto und starrten in den Nachthimmel. Ich bekam irgendwann Genickstarre vom Nach-oben-schauen, versuchte die Lichtempfindlichkeit meiner Augen zu erhöhen, indem ich sie weit aufriss, meine Knie, Beine, Hände, Arme, Füße – festgefroren, steif, kalt. Alles, um den ersten ganz leichten grünen Bogen am Horizont zu erspähen.

Ist er da, muss manchmal alles ganz schnell gehen. Stirnlampe aufsetzen, Kamera umhängen, Stativ aufstellen, alles einstellen. Und dann: in alle Richtungen fotografieren, wenn das Nordlicht anfängt zu wandern. Oder: Warten, weil gar nichts passiert. Nordlichtfotografie bedeutet vor allem eins: Geduld haben.

Wenn das Spektakel beginnt, sind alle Mühen vergessen. Der neongrüne Bogen wandert, plötzlich blassgrün, purpurfarben, hellgelb, rot, bläulich, weißlich. Spiralen, Kreise, Kerzen, Engel, Teppiche, Girlanden, Wirbel. Polarlichter können die verrücktesten Formen annehmen. Der Himmel bebt. Manchmal hat man das Gefühl, der Himmel falle einem auf den Kopf (beim Teutates...). Kein Wunder, dass nordische Völker die Aurora borealis häufig als etwas Spirituelles sehen. Ich stehe auch oft da, Mund auf, Augen aufgerissen, kalte Schauer laufen mir über den Rücken, ich bin im Bann. Und vergesse manchmal, auf den Auslöser der Fernbedienung zu drücken. Oder mache irgendwelche Anfängerfehler. Vor lauter Aufregung.

Was sind Nordlichter eigentlich?

Wie das Himmelsphänomen genau entsteht, ist noch nicht ganz klar. Fest steht aber: Auslöser sind Sonnenwinde oder Sonnenstürme. Die Sonne schleudert dabei elektrisch geladene Teilchen ins All. Treffen diese auf die äußerste Schicht der Erdatmosphäre, interagieren sie dort mit anderen Teilchen. Dabei fangen diese an zu leuchten. Wie intensiv die Nordlichter sind und in welchen Farben sie leuchten, hängt davon ab, wie tief in sie in die Erdatmosphäre eindringen.

Polarlichter sieht man normalerweise nur in einer bestimmten Zone unterhalb der Pole: des Nord- wie des Südpols. Das hängt mit dem Erdmagnetfeld zusammen. Nur bei sehr starken Sonnenstürmen taucht die Aurora borealis auch weiter südlich des Nordpols, die Aurora australis weiter nördlich des Südpols auf. Die Farben entstehen unter anderem durch Stickstoff- und Sauerstoffteilchen.

Hier findest du eine Auswahl meiner persönlichen Polarlicht-Favoriten:

 

Mein Lieblings-Nordlichtbuch ist übrigens das von Bernd Römmelt: „Polarlichter“:
https://www.knesebeck-verlag.de/polarlichter/t-1/730

 

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